Museum für bergmännische Volkskunst

Museum für bergmännische Volkskunst Schneeberg

Das Museum für bergmännische Volkskunst in Schneeberg zeigt nach eigenen Angaben „die größte und geschlossenste museale Sammlung von mechanischen Heimat- und Weihnachtsbergen in der ständigen Ausstellung". Darüber hinaus wird eine Vielzahl an Buckelbergwerken, Schachtmodellen, Pyramiden, bergmännischen Lichtträgern, Miniaturschnitzereien und weiteren Exponaten des bergmännischen und weihnachtlichen Brauchtums ausgestellt.


Passions- und Weihnachtsberg Schneeberg
Anbetung der Könige. Szene aus dem Passions- und Weihnachtsberg Schneeberg. Foto: Daniel Speer

Passions- und Weihnachtsberg Schneeberg

Mit seinen über 10 Metern Länge ist der Passions- und Weihnachtsberg zweifellos das Hauptwerk des Schneeberger Bergvereins und einer der größten erhaltenen Weihnachtsberge überhaupt. Bis zur Fertigstellung im Jahr 1926 haben die mehrheitlich im benachbarten Lößnitz beheimateten Schnitzer fast 30 Jahre gebraucht. Zwischenzeitlich erreichte der Berg eine maximale Größe von 72 Quadratmetern.

 

Holz, Eisen, Draht, Moos und Pappe – für ihren im orientalischen Stil gestalteten mechanischen Berg kombinierten die versierten Bastler eine Vielzahl an Materialien. Ebenso vielfältig sind auch die szenischen Darstellungen. Der Berg zeigt die Ereignisse von der Geburt, über die Kreuzigung bis zur Auferstehung Christi. Neben klassischen Weihnachtsmotiven wie der Verkündigung durch die Hirten oder der Anbetung der Heiligen drei Könige sind auch die Wunder Jesu, die Bergpredigt oder das letzte Abendmahl zu sehen.

 

Als Vorlage für den Berg diente vor allem die von Julius Schnorr von Carolsfeld gestaltete „Bibel in Bildern“. Von 1851 bis 1860 schuf der sächsische Maler in einer Reihe von 240 Holzstichen eine umfangreiche Illustration zum Alten und Neuen Testament. Seine Bilderbibel entwickelte eine Wirkung, die weit über nationale und Konfessionsgrenzen hinausreichte. In Deutschland prägte sie die Bibelfrömmigkeit ganzer Generationen und fand ihren Ausdruck auch in verschiedenen erzgebirgischen Weihnachtsbergen.


Cranzahler Stufenberg
Der "Cranzahler Stufenberg". Foto: Daniel Speer
Cranzahler Stufenberg
"Cranzahler Stufenberg" (Geburtsszene). Foto: Daniel Speer

Der Cranzahler Stufenberg

Sie bohren, hämmern, kurbeln, schieben: 20 Männer bei der Arbeit. Ganz in schwarz sind die einfachen Bergleute dargestellt. Der Betrachter blickt mitten in die beiden übereinander liegenden Stollen hinein. Es fühlt sich an, als würde man der Stadt ins Herz schauen. Dass die Mechanik alles in Bewegung bringt, verstärkt diesen Eindruck noch.

 

Über dem Bergwerk erhebt sich die pyramidenförmig aufgebaute Stadt. Verteilt auf sieben Ebenen finden sich zahlreiche Figuren, die als Lichtträger stolz vor den Bürgerhäusern stehen. Der Bergbau war die Grundlage für den Wohlstand der Region. „Alles kommt vom Bergwerk her“ – dieses geflügelte Wort scheint auch gut zu diesem Weihnachtsberg zu passen. Und doch geht es um mehr. Am linken Rand des 2,65 Meter breiten Eckberges ist die Geburt Christi dargestellt. Es ist eine kleine Krippe abseits der emporstrebenden Stadt. So ähnlich war es schon damals vor 2000 Jahren.

 

Nicht weit entfernt von der Geburtsszene befindet sich die große Stadtkirche. Im Gegensatz zu den bunt bemalten Häusern ist die Kirche dunkel wie das Gestein, das unter ihr aus dem Berg gehauen wird. Eine prächtig geschmückte Bergparade hat sich in Bewegung gesetzt. Das Laufband des Weihnachtsberges befördert die in Trachten gekleideten Bergleute hinein in das hell erleuchtete Gotteshaus. Jeder Bergmann wartete sehnsüchtig auf das Klopfzeichen des Steigers, mit dem er die Kumpel zur Mettenschicht vorzeitig aus dem Schacht herausklopfte. Dann wussten alle: Jetzt ist Weihnachten, jetzt gehen wir zur Krippe, Glück auf!

 

Der Cranzahler Stufenberg gilt als einer der ältesten erhaltenen erzgebirgischen Weihnachtsberge. Er wurde vermutlich im frühen 19. Jahrhundert in Sehma angefertigt und gelangte 1860 in den Besitz des Modellbauers Karl Nestler im benachbarten Cranzahl. Wie die meisten dieser ersten Weihnachtsberge wurde er in einer Zimmerecke aufgebaut.

 

Die enge Verbindung zwischen christlichem Glauben und Bergbau ist für das protestantisch geprägte Erzgebirge charakteristisch. Beim Cranzahler Stufenberg verschmelzen ein Bergwerksmodell, eine Stadtkulisse und eine Krippendarstellung zu einem Weihnachtsberg. Dass die Erzgebirger dabei auch Elemente aus anderen Traditionen übernommen haben, kann man z.B. an der Häuserkulisse sehen, die für den Krippenbau im benachbarten Böhmen typisch war.


Krüger-Bethlehem
"Krüger-Bethlehem", Jesu Geburt. Foto: Daniel Speer
Krüger-Bethlehem
"Krüger-Bethlehem", das letzte Abendmahl. Foto: Daniel Speer
Krüger-Bethlehem
"Krüger-Bethlehem", Jesu Kreuzigung. Foto: Daniel Speer

Krüger-Bethlehem

Was macht man als nächstes, wenn man eine Familie gegründet hat, mit dem eigenen Handwerksbetrieb den Schritt in die Selbstständigkeit gegangen ist und gerade mal Mitte zwanzig ist? Richtig, man baut einen Weihnachtsberg! Das jedenfalls hat der Schneeberger Tischlermeister Hermann Krüger (1811-1893) getan. Und damit war er einer der Ersten überhaupt. Das „Krüger-Bethlehem“ gilt als ältester erhaltener Krippenberg des sächsischen Erzgebirges. Claus Leichsenring, ein Experte für erzgebirgische Volkskunst, konnte anhand von Zeitungsinseraten nachweisen, dass das Werk von Hermann Krüger außerdem zu den ersten öffentlich ausgestellten Krippenbergen der ganzen Region zählt. Die Bauzeit des Berges wird in die Jahre 1835 bis 1838 datiert, danach erfolgten immer wieder Erweiterungen.

 

Das Krüger-Bethlehem beeindruckt nicht nur durch seine Länge von 10 Metern, sondern auch mit über 600 geschnitzten Figuren in insgesamt 58 Szenen. In orientalischer Gestaltung hat Krüger das Leben von Jesus Christus von der Verkündigung an Maria bis zur Himmelfahrt Christi dargestellt. Als Vorlage diente ihm das mit lithografierten Bildern versehene Buch „Jesus Christus oder das Leben des Herrn“ von Ludwig Würkert. Der ebenfalls aus Sachsen stammende evangelische Pfarrer, Schriftsteller und Revolutionär war ein Zeitgenosse Krügers. Bilderbibeln wurden bei der Gestaltung von Weihnachtsbergen gern als Vorlagen verwendet.     

 

 

Jedes Jahr im Advent wurde ein Teil der Tischlerwerkstatt ausgeräumt und der Weihnachtsberg aufgebaut. Für die Krügers war das eine Familienangelegenheit. Die Kinder holten Moos, Reisig und Sträucher aus dem Wald und die Mutter kassierte ein kleines Eintrittsgeld, um die Kosten für Öl und Heizung zu decken. Bevor die Krügers ihren Berg mit kleinen Textschildern ergänzt hatten, zeigte und erklärte alles der älteste Sohn Hermann. Nach dem Tod des Vaters übernahm Sohn Karl August die Verantwortung für den Weihnachtsberg bis zu dessen Tod im Jahr 1903. Als der Berg 1938 dem Museum für bergmännische Volkskunst zur Verfügung gestellt wurde, war alles schon lange in Kisten verpackt. Der Berg blieb damit Krügers Heimatstadt erhalten und bekam einen Platz in der Dauerausstellung. 


 

Öffnungszeiten und Eintrittspreise des Museums für bergmännische Volkskunst in Schneeberg sind der Website des Museums zu entnehmen.  

 

Museum für bergmännische Volkskunst

Obere Zobelgasse 1

08289 Schneeberg

 

www.museum-schneeberg.de

Tel: 03772/22446