"Digitale Sonderausstellung" 2020/2021 - Weihnachtskrippen aus Südamerika

Retablo (Peru)

Fotos: Simon Speer

Beim Anblick des farbenfrohen Treibens in diesem peruanischen Retablo ist die Weihnachtsfreude zum Greifen nah. Auf 14 x 14 x 5 cm herrscht ein buntes Treiben: die drei Könige mitsamt Kamel und mehrere Gabenbringer kommen zur Krippe und beten das erhöht liegende Jesuskind an. Maria scheint vor Freude über ihren Sohn in die Hände zu klatschen.

 

Der Holzkasten und die Türen sind - wie für Retablos typisch - sowohl außen als auch innen reichhaltig verziert.

 

Die Retablos (spanisch für Altarbild) gehen auf mobile Altäre ("Reisealtäre") zurück, die von den spanischen Missionaren mitgeführt wurden. Die bildlichen Darstellungen eigneten sich dazu, der indigenen Bevölkerung - trotz im Allgemeinen schwieriger Verständigung - das biblische Geschehen näher zu bringen.


Krippe der Shipibo-Indianer (Peru)

Fotos: Simon Speer

Ausgesprochen freundlich wirken sie, die Tonfiguren der "Krippe der Shipibo-Indianer". Bei den Shipibo handelt es sich um einen indigenen Stamm im amazonischen Regenwald im Osten Perus.

 

Das Jesuskind ist etwas überproportioniert dargestellt. Dadurch kommt der, um den es hier ja schließlich geht, besser zur Geltung als bei einer streng maßstabsgetreuen Darstellung. Anhand der Kleidung und des Kopfschmucks wird deutlich: Jesus ist einer von uns.

 

In der Figurengruppe erkennt man Maria und Josef erst auf den zweiten Blick. Sie sind genauso gekleidet wie alle anderen - ganz normale Leute eben. Wenn Maria und Josef einen Heiligenschein gehabt hätten, wären sie wohl damals in Bethlehem auch nicht so kläglich an der Herbergssuche gescheitert.

 

Die sogenannten Gabenbringer gibt es auch in vielen mitteleuropäischen Weihnachtskrippen (z.B. in den Krippen aus Grulich), allerdings bringen sie hier landestypische Gaben mit zur Krippe: unter anderem Bananen, eine Schildkröte und einen Puma.

 

In Mitteleuropa findet man gewöhnlich Ochse und Esel als Tiere an der Krippe. Hier sind es hingegen ein Tapir und ein Warzenschwein.


Tonkrippe (Brasilien)

Fotos: Simon Speer

Diese brasilianischen Krippenfiguren aus Ton bilden einen Kontrast zu den beiden zuvor gezeigten farbenfrohen peruanischen Krippen. Gerade durch den Verzicht auf die Kolorierung (lediglich die Augen sind farblich abgesetzt) kommt die Formgebung der Figuren besonders gut zur Geltung.

 

Die Figurenkonstellation ist klassisch und überschaubar: Maria und Josef mit dem Jesuskind, das von den drei Königen angebetet und beschenkt wird. Außerdem breitet ein Engel segnend die Hände aus. "Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen." (Die Bibel, Lukas 2,10-12)

 

Neben einigen Schafen findet in dieser Krippe auch ein Hahn seinen Platz. In der biblischen Weihnachtsgeschichte kommt der Hahn - wie die meisten Tiere - nicht explizit vor, dafür aber bei der Verleugnung des Petrus vor Jesu Kreuzigung (Matthäus 26,69-75).