Depot Pohl-Ströher

Depot Pohl-Ströher Gelenau

Das Depot Pohl-Ströher in Gelenau beherbergt eine umfangreiche und beeindruckende Sammlung erzgebirgischer Volkskunst. Zu den zahlreichen Exponaten gehören auch mehrere Weihnachtsberge.


Heimat- und Weihnachtsberg Arnold
»Arnold-Berg« im Depot Pohl-Ströher. Foto: Daniel Speer

Heimat- und Weihnachtsberg Arnold

Alles klackert, alles surrt. Die duzenden kleinen Holzfiguren gehen vor und zurück, drehen sich oder heben ihre Arme. Angetrieben von einem Elektromotor, bewegt sich der ganze Heimat- und Weihnachtsberg. Dargestellt sind Szenen aus dem Alltagsleben im Erzgebirge, vor allem aus dem Bergbau. Neben Karl Stülpner, dem Robin Hood des Erzgebirges, haben es kurioserweise auch noch ein paar bayerische Trachtenträger auf den heimatlichen Teil des Berges geschafft. Der zweite Teil des insgesamt über 6 Meter langen Berges ist der Weihnachtsgeschichte gewidmet. In verschiedenen Szenen wird das Geschehen der Geburt Jesu gezeigt: Die Ankündigung der Schwangerschaft Marias durch den Engel, die Verkündigung der Geburt an die Hirten auf dem Feld, die heranziehenden Weisen aus dem Morgenland und natürlich der Stall mit Maria, Josef und dem Kind. Auch König Herodes ist zu sehen. Stolz thront er über den Dingen, dominiert mit seinem Palast die ganze Weihnachtsgeschichte. Auf den ersten Blick jedenfalls.

1950 begann Walter Arnold in Oberpfannenstiel bei Aue mit den Arbeiten an seinem Berg. Als er nach sechs Jahren mühevoller Kleinarbeit fertig war, war das Interesse der Bevölkerung groß. Arnold wurde in der Weihnachtszeit extra von seinem Betrieb freigestellt, um den Berg öffentlich ausstellen zu können. Kultur sollte in der jungen DDR gefördert werden und die Darstellung des harten Broterwerbs im Erzgebirge passte gut zum Selbstverständnis des Arbeiter- und Bauernstaates. Aber schon bald störte man sich an der christlichen Weihnachtsgeschichte. Die staatliche Auflage, seinen Berg offiziell „Märchenberg“ zu nennen, akzeptierte Arnold noch zähneknirschend. Die Leute sehen ja schließlich, um was es geht, dachte sich der praktisch veranlagte Karosserieklempner. Es dauerte nicht lange, da untersagte die zuständige Stelle die öffentliche Ausstellung des biblischen Teils vollständig. Walter Arnold sollte nur noch den heimatlichen Teil zeigen und für die Szenen der Weihnachtsgeschichte den Bau der Stalinallee in Berlin abbilden. Das war ihm zu viel. Trotzig verpackte Arnold alles in Kisten. Bis zum Ende der DDR wurde der Berg nicht wieder aufgebaut.

Links neben dem Palast von Herodes gibt es eine Szene, die nicht in die Weihnachtsgeschichte gehört: Es öffnet sich eine kleine Tür. Die beiden wachhabenden römischen Soldaten können die herauseilende Person nicht aufhalten – der auferstandene Christus zieht an ihnen vorbei, den Betrachtern des Weihnachtsberges entgegen. Im selben Jahr, als Walter Arnold mit den Arbeiten am Berg begann, sagte Gustav Heinemann, später Bundespräsident der BRD: „Die Herren dieser Welt gehen, unser Herr kommt!“ Treffender lässt sich die Geschichte von Walter Arnold und seinem Weihnachtsberg wohl kaum zusammenfassen.


Brendel-Berg
»Brendel-Berg« im Depot Pohl-Ströher. Foto: Daniel Speer

Brendel-Berg

Die graue Farbe der Gebäude verrät schon etwas über die Entstehung des Berges. Als Konrad Reschke 1918 mit dem Bau seines Weihnachtsberges beginnt, ist der 1. Weltkrieg gerade vorüber. Europa liegt in Trümmern und den Menschen mangelt es an fast allem. Da kommt Reschke die Farbe aus Restbeständen der Armee wie gerufen. Mit seinem Berg, der das gesamte Leben Jesu umfasst, trägt er ein Stück Hoffnung in eine kaputte Welt.

In 12 Szenen erzählt der Berg die Geschichte von Jesus Christus von der Geburt in der Krippe über die Taufe im Jordan, das erste öffentliche Wunder bei einer Hochzeitsfeier, die Begegnung mit den damals verpönten Frauen aus Samarien bis hin zur Grablegung.

Die Häuser sind nach Laubsägevorlagen der Pfälzer Firma Brendel gefertigt. Durch die Serienfertigung waren die Fantasiegebäude im gesamten Erzgebirge verbreitet. Die Firma stattete die Hobbybastler der damaligen Zeit auch mit Holz, Werkzeugen, Miniaturbäumen und Massefiguren aus.


Orientalischer Krippenberg »Schuffenhauer«
Hirten und Könige auf dem Weg zur Krippe. Szene aus dem Orientalischen Krippenberg »Schuffenhauer« im Depot Pohl-Ströher. Foto: Daniel Speer

Orientalischer Krippenberg Schuffenhauer

Die lehmfarbenen, würfelförmigen Häuschen mit ihren flachen Dächern schmiegen sich zu einem orientalischen Dorf zusammen: Bethlehem. Doch das Zentrum des Krippenberges ist außerhalb des hügeligen Ortes in einem unscheinbaren Gebäude. Der Augenblick der Geburt Christi prägt die gesamte Szenerie. Maria und Josef, der Engel, die Hirten, die mit ihrer Karawane heranziehenden Weisen, selbst die Tiere im Stall sind auf Jesus ausgerichtet.

Rund 60 Figuren und 130 Schafe bevölkern den Krippenberg. Eine der zahlreichen Schafherden ruht. Weihnachten bringt Menschen in Bewegung, aber auch zur Ruhe. Vom Augenblick der Geburt des Gottessohns sind alle gleichermaßen erfasst.

Obwohl die Schafe und Figuren von unterschiedlichen Schnitzern stammen, ergibt der Krippenberg ein stimmiges Gesamtbild. Über viele Jahre hatte der Oberwiesenthaler Bäckermeister Schuffenhauer die Stücke zusammengetragen und daraus seinen Krippenberg gestaltet. Bis 1940 wurde die Krippe jedes Jahr in der Weihnachtszeit im Ladengeschäft der Bäckerei gezeigt.

Der örtlichen Tradition entsprechend, hat der Oberwiesenthaler Bäcker dabei auf eine Mechanisierung verzichtet. Durch die ausdrucksstarken Figuren und die kräftigen, leuchtenden Farben wirkt das Geschehen trotzdem ausgesprochen lebendig. Dazu tragen auch Naturmaterialien wie das sogenannte Puzzele-Moos bei, das den Weidegrund für die vielen Schafe darstellt.

Im Zuge der Neugestaltung des Krippenberges 2014 durch Eckart Holler wurde auch die nicht mehr vorhandene Kulisse von der Malerin Monique Einenkel neu geschaffen.


Krippenecke mit Stall
Erzgebirgischer Weihnachtsberg, der Josef als Bergmann darstellt. Foto: Simon Speer

Krippenecke mit Stall

Am oberen Ende des Berges thront eine Kaserne, Bergbau- und Jagdszenen prägen die Darstellung, auch Zwerge kann man entdecken. Was auf den ersten Blick wie ein reiner Heimatberg aussieht, ist beim genaueren Hinsehen ein früher Versuch, die Geburt Christi ins Erzgebirge zu holen. Denn am Fuße des Berges befindet sind auf der rechten Seite ein Stall. Unter einem Strohdach steht Maria. Neben ihr kniet Josef und wiegt – angetrieben von einem Holzuhrwerk – die Krippe.

Die Figuren sind wenig kunstvoll gestaltet und haben deutliche Altersspuren. An Josef, der als Bergmann dargestellt ist, zeigt sich aber sehr eindrücklich die Verschmelzung von Heimat- und Bergbautradition mit dem christlichen Glauben. Heimatberge gelten als Vorläufer der Weihnachtsberge. Biblische Darstellungen gab es erst ab ca. 1870.


Reuter-Berg
»Reuter-Berg« im Depot Pohl-Ströher. Foto: Daniel Speer
Reuter-Berg
»Reuter-Berg« im Depot Pohl-Ströher. Foto: Daniel Speer

Der Reuter-Berg

Als Eberhard Reuter in den 1950er Jahren seine Frau heiratet, zieht er von Kühberg ins wenige Kilometer entfernte Buchholz. Es ist nicht nur ein Bund von Mann und Frau, sondern auch eine Zusammenfügung von zwei ganz unterschiedlichen Weihnachtsbergen. Aus der Reuter-Familie bringt Eberhard einen biblischen Weihnachtsberg mit in die Ehe. Seine Frau, eine geborene Köhler, besitzt ein mechanisches Bergwerk. Das frisch gebackene Ehepaar führt beide Teile zu einem Weihnachtsberg zusammen. „Ehre sei Gott in der Höhe“ steht über dem gemeinsamen Werk der Reuters.

Die Erhebungen des Erzgebirges schließen jetzt direkt an die vom Oberwiesenthaler Carl Hertelt gemalte Hügellandschaft Palästinas an. Tatsächlich sind die beiden Orte Kühberg und Buchholz im oberen Erzgebirge auf einer Seehöhe mit dem knapp 800 Meter hoch gelegenen Bethlehem.

Immer am 23. Dezember wird der Berg nun in Buchholz aufgebaut und bleibt bis Lichtmess am 2. Februar stehen. Die beweglichen Szenen werden über verschiedene Transmissionen, Hebel, Bänder, Seile und Schnüre angesteuert. Der 2,90 Meter breite Berg besitzt einen Elektromotor sowie eine Tag- und Nachtschaltung. Ein Glas mit Salzwasser und zwei Nägel reichen aus, damit es hell und dunkel wird.

Beim Wiederaufbau 2012 durch Eckart Holler wird dieses Element weggelassen. Auch auf den Blasebalg, der den Hirten die Trompete blasen lässt, verzichtet der Restaurator. Sonst entspricht alles dem Zustand Ende der 1950er Jahre.


"Weihnachtsschau" vom 01.12.2023 bis 28.01.2024: Freitag, Samstag und Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet, zusätzlich 25.-30.12.2023 täglich geöffnet. Heiligabend, Silvester und Neujahr geschlossen.

 

Die Eintrittspreise sind auf der Website des Museums zu finden.

 

Depot Pohl-Ströher

Emil-Werner-Weg 96

09423 Gelenau

 

www.lopesa.de

E-Mail: info@lopesa.de

Telefon: 037297/609985