Weihnachtsberg Crottendorf - Familie Schwind
Mit Bergen kennt sich Siegbert Schwind aus. Der 1936 geborene Crottendorfer hat noch echte Bergmannserfahrung, arbeitet als junger Mann einige Jahre unter Tage. Im Laufe seines Lebens erforscht er ehrenamtlich Schächte, kartiert Stollen und trägt Mineralien aus aller Welt zusammen. Noch heute ist der rüstige Rentner ein gefragter Experte, wenn es um das Innere der Berge im oberen Erzgebirge geht.
Mit der Restauration des Weihnachtsberges seines Großvaters widmet sich Siegbert Schwind in den Jahren 2007 und 2008 einem ganz besonderen Berg. „Es ist ein biblischer Weihnachtsberg“, hebt Schwind hervor. In 20 Szenen werden verschiedene Stationen aus dem Leben Jesu Christi erzählt – von der Verkündigung an Maria, über das Leben Jesu bis hin zur Kreuzigung und Auferstehung. Der Berg ist orientalisch gestaltet und mit 173 Figuren bestückt, die meisten davon beweglich.
Der Weihnachtsberg ist das Werk von Karl Schwind. Fast 20 Jahre hat der Crottendorfer Maurer, Zimmermann und Bergmann daran gearbeitet. 1891 war alles fertig. „Mein Großvater hat alle Figuren eigenhändig geschnitzt und auch die Mechanik selbst gebaut“, sagt Siegbert Schwind nicht ohne Stolz.
Er kennt den Großvater nur aus Erzählungen. So ähnlich ist es auch mit dem Berg. Zuletzt wurde er in den 1940er Jahren von seinem Vater aufgebaut. „Als Kind habe ich noch mit den Figuren gespielt“, berichtet Siegbert Schwind. Danach haben die in Kisten verpackten Segmente den Dachboden nicht wieder verlassen. Bei der Rekonstruktion orientiert er sich an diesen frühen Erinnerungen und an alten Fotos.
Viele Gebäude waren beschädigt und die primitive Antriebstechnik musste komplett erneuert werden. Die Nockenwelle wird jetzt durch einen Elektromotor bewegt. „Auf allen vieren ist er unter dem Berg herumgekrochen“, erinnert sich Ehefrau Lianne. Dass er beruflich auch als Maler und Restaurator gearbeitet hat, hilft Siegbert Schwind bei seinem Vorhaben. „Aus Platzmangel sind zwar die Laufbänder weggefallen, aber sonst ist alles originalgetreu“, sagt der Restaurator.
Wenn er über den Berg spricht, spürt man Siegbert Schwind den Respekt vor dem Werk seines Großvaters ab. Die detailreichen, ca. 8 cm großen Figuren beeindrucken durch ihre natürliche Körperhaltung. „Alle Proportionen stimmen und die Gesichter sind sehr ausdrucksstark.“ Eine hervorragend abgestimmte Mechanik unterstützt die Aussagekraft zusätzlich. Die Bewegungen machen die biblische Geschichte lebendig. Auch die Farben wirken nach über 130 Jahren noch frisch. Dabei sind die Personen durch eine szenenübergreifende einheitliche Farbgebung leicht wiederzuerkennen. Bei der Szenengestaltung hat sich Karl Schwind sehr genau an die biblische Überlieferung gehalten. „Die alte Familienbibel habe ich noch immer griffbereit“, sagt der Enkelsohn.
Der Weihnachtsberg ist auch ein Familienprojekt. Siegbert Schwind ist froh, dass er seine Kenntnisse noch zu Lebzeiten an den Sohn weitergeben konnte. Im Wohnhaus der Familie hat der Berg einen festen Platz. „Früher war hier der Stall“, erzählt Schwind und man muss dabei ganz automatisch an die Geburt Jesu in Bethlehem denken.
Nach Voranmeldung kann der Berg ganzjährig besucht werden.
Familie Siegbert Schwind
Pfarrteichweg 109
09474 Crottendorf
Tel.: 037344/8892